Kannibalismus bei Hühnern – Ursachen und Prävention
Kannibalismus ist eine Verhaltensstörung, die nichts mit Aggression bei Hennen zu tun hat. Dieses Verhalten ist die Erfüllung eines natürlichen Bedürfnisses nach Nahrungssuche, aber auch ein Ausdruck von Langeweile in der Herde. Die Hennen interessieren sich zu sehr füreinander und picken sich gegenseitig die Federn aus, was als eine der Vorstufen zum Kannibalismus gilt. In diesem Fall werden einzelne Federn gerupft und durch gezielte Schnabelhiebe auf andere Hennen gefressen. Bevorzugt werden dabei Bereiche am Hals, am Rücken, an den Oberseiten der Flügel und am unteren Ende des Schwanzes.
Und vom Federpicken bis zum Kannibalismus ist es nicht wirklich weit …

Der Übergang von diesem Stadium zum Kannibalismus kann durch sichtbare Verletzungen der Tiere, bei denen Federn ausgepickt werden, beschleunigt werden. Kleine, blutende Wunden verstärken den Pickinstinkt, was zu einer Verschlechterung des Zustands der verletzten Henne führt. Darüber hinaus kann die Henne beginnen, nicht nur die Federn, sondern auch die Finger zu picken. Blutungen, die durch spontanes Picken an gesunden Fingern entstehen, veranlassen die Henne zu weiteren Picken-Attacken.
Aber nicht nur Blut kann ein Anreiz für aggressives Verhalten der Henne sein.
Auch die glänzende, gewölbte Schleimhaut der Kloake während der Eiablage regt zum Picken an. Hennen, die beobachten, wie andere Hennen am Anus einer anderen Henne picken, beginnen ebenfalls zu picken. Plötzlich spielt die Hierarchie keine Rolle mehr, obwohl sie bekanntlich für Hennen sehr wichtig ist und sogar als die stabilste in der Tierwelt gilt. Bedrängte Hennen sind in der Regel nicht in der Lage, sich zu verteidigen, und können sich auch nicht darauf verlassen, dass andere Hühner sie verteidigen. Die Intensität des Hackens kann so groß sein, dass Hennen, die von Kloaken-Kannibalismus betroffen sind, buchstäblich von hinten aufgefressen werden.
Ein weiterer möglicher Faktor für Kannibalismus bei Hennen ist ein ungünstiges Klima im Geflügelstall. Zu geringe Luftfeuchtigkeit, zu hohe Temperaturen oder zu viel Licht können die Tiere verunsichern und dieses Verhalten auslösen.
Stress, der durch unzureichenden Nestplatz, unregelmäßige Fütterung, Parasitenbefall oder Vitamin- und Mineralstoffmangel entsteht, kann ein weiterer möglicher Faktor sein. Obwohl der letztgenannte Faktor die am wenigsten wahrscheinliche Ursache für Kannibalismus zu sein scheint, da fertige Hennenfuttermischungen auf Nährstoffe optimiert sind, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Hennen einen Kalzium- oder Salzmangel in ihrem Körper haben.

Was tun, wenn wir Symptome von Kannibalismus beobachten?
Wenn diese Situation eintritt, sollten die verhaltensgestörten Tiere so schnell wie möglich von den verletzten Hennen getrennt werden. Leider ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die kannibalisierten Hennen weiterhin gegenseitig verletzen werden, aber nur so können schwerere Verletzungen der betroffenen Hennen und die weitere Entwicklung von Kannibalismus in der Herde verhindert werden.
Sind die beiden Gruppen getrennt, sollte man sofort mit der Ursachensuche beginnen und mögliche Auslöser eines solchen Verhaltens beseitigen und vor allem die Pflege der Tiere intensivieren und professionelle Hilfe (z.B. einen Tierarzt) hinzuziehen. Es lohnt sich auch, die klimatischen Bedingungen im Geflügelstall zu überprüfen, um eine erhöhte Nervosität der Tiere zu vermeiden, die zu Federpicken und Kannibalismus führen kann. Zu beachten sind der Ammoniakgehalt der Luft, der unter 15 ppm liegen sollte, und die Temperatur, die ohne Zugluft zwischen 18-20 °C schwanken sollte.
Zusätzlich – kann man den Hennen Salz (NaCl) zukommen lassen und ihnen auch Zugang zu einer Calciumquelle-Quelle ermöglichen (z.B. durch Fütterung von Austernschalen) – ein Mangel an diesen Nährstoffen im Körper kann zu erhöhter Nervosität und Verhaltensstörungen bei den Vögeln führen. Eine weitere Möglichkeit, Federpicken und Kannibalismus zu bekämpfen, besteht darin, die Beleuchtung auf Rot umzustellen. Es ist jedoch wichtig, dass die Beleuchtung im gesamten Stall gleichmäßig ist, da ein teilweiser Wechsel die Situation nur verschlimmern kann. Im Falle von Rötungen oder Wunden bei Hennen kann die rote Beleuchtung verhindern, dass sie von anderen Tieren entdeckt werden.
Was kann man tun, um Federpicken und Kannibalismus zu verhindern?
Als ersten Schritt sollten Sie dafür sorgen, dass die Hühner ständig Zugang zu Einstreu haben (das Material muss locker, trocken, von hoher Qualität und nicht gesundheitsschädlich sein). Geeignete Materialien sind Stroh, Hobelspäne, Holzspäne und Holzpellets. Zu Beginn ist eine Mulchhöhe von 1 bis 2 cm ausreichend („weniger ist mehr“, d. h. es ist besser, häufiger nachzustreuen).
Neben der Einstreu sollte auch anderes variables Beschäftigungsmaterial für die Tiere kontinuierlich angeboten werden. (z.B. Heukörbe, Stroh / Strohballen, Getreidekörner in der Einstreu usw.). Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, geeignetes Picken und Mahlen durch Drahtkörbe mit z.B. Kohl oder Möhren anzubieten. Die Beschäftigungsmaterialien sollten jedoch regelmäßig erneuert oder ausgetauscht werden, um ihre Attraktivität für die Tiere zu erhalten.
Bei der Auswahl der Materialien sollte darauf geachtet werden, dass sie hygienisch sind und keine Gefahr für die Hennen darstellen.
Das Anbieten eines Sandbades bietet eine zusätzliche Möglichkeit zur Gefiederpflege und Beschäftigung. Ein Kaltscharrraum und ein Paddock bieten klimatische Anreize im Freien und Bereichern das Haltungsumfeld.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ursachen für das Federpicken bei Hennen in der Tat vielfältig sind – und obwohl Kannibalismus und Federpicken unter Geflügelhaltern seit Generationen bekannt sind, konnte die moderne Forschung dieses unerwünschte Fehlverhalten noch nicht vollständig erklären.
Um das Wohlbefinden der Hennen zu gewährleisten, ist es wichtig, keine neuen Vögel in die Herde aufzunehmen, ihr Verhalten regelmäßig zu beobachten und das Stallklima zu kontrollieren. Die Hennen sollten häufig Zugang zu Futter haben, um ein „Verhungern“ zu vermeiden. Der Mangel an Licht in den Nestern kann wiederum das Federpicken im Bereich der Kloake verhindern, wo sich häufig Kannibalismus entwickelt. Denken wir daran, uns in jeder Hinsicht um unsere Hühner zu kümmern!